In der Predigt zeigte der Bischof auf, wie die Lesungen der Osternacht solche „Stunden Null“ als Wendepunkte verstehen, an denen Gott selbst die Initiative ergreift. Er verwies auf die Schöpfungserzählung aus dem Buch Genesis, in der Gott einen neuen Lebensraum entstehen lässt. Ebenso sprach er vom Auszug der Israeliten aus Ägypten, den das Buch Exodus als Befreiung beschreibt. Und schließlich vom Ostermorgen, an dem die Jünger Jesu – nach dem Abgrund des Karfreitags – in einem neuen Raum stehen: dem Raum des Auferstandenen.
Der Bischof erinnerte anlässlich des bevorstehenden 80. Jahrestags des Kriegsendes an eine Begegnung mit der Tochter des Widerstandskämpfers Carl Goerdeler. Sie habe beschrieben, wie sich das Kriegsende für sie wie eine „Stunde Null“ angefühlt habe – der Verlust des Vaters, der Heimat, der gesellschaftlichen Zugehörigkeit. Noch im Herbst 1945 sei sie als Tochter eines sogenannten „Volksverräters“ beschimpft worden.
Doch die „Stunde Null“, so der Bischof, sei keine Ausnahmegeschichte der Vergangenheit. Sie sei eine Realität für viele heute – überall dort, wo Menschen einen tiefen Einschnitt erleben: „Wir spüren gerade in unseren Tagen ein lange nicht mehr gekanntes Maß der Zerbrechlichkeit unserer Welt, der Zerbrechlichkeit unseres Lebens. Krankheit, Verlust eines Menschen, Naturkatastrophen, Krieg erscheinen uns näher, wahrscheinlicher als noch vor wenigen Jahren.“ Dies alles könne zur „Stunde Null“ werden, sagte der Bischof. Niemand wünsche sich eine solche Situation. Und doch gehöre sie zum Menschsein, damals wie heute.
Gerber ermutigte dazu, den Moment der „Stunde Null“ als Chance und aufbauende Dynamik zu verstehen, zu nutzen und sich von der österlichen Botschaft berühren und in Bewegung setzen zu lassen. Die Auferstehung Jesu eröffne gerade in diesen Augenblicken des völligen Umbruchs einen neuen Raum, in dem Hoffnung wachsen und neues Leben beginnen könne – so, wie es damals auch die Jünger erlebt hatten.
Dieser Raum, so der Bischof weiter, sei kein abstrakter theologischer Gedanke. Er würde konkret vor allem im Mut derer, die sich verletzlichen Menschen zuwenden, die neue Anfänge ermöglichen und die Gemeinschaft stiften. In diesem Zusammenhang dankte der Bischof den vielen Haupt- und Ehrenamtlichen, die sich in caritativen Hilfsdiensten, in den Pfarrgemeinden, in unterschiedlichen Gruppen und Initiativen einbringen und sich konstruktiv für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft engagieren.
Die Oster-Feierlichkeiten werden am Ostersonntag um 10 Uhr mit einem festlichen Pontifikalamt zur Auferstehung des Herrn fortgesetzt. Hauptzelebrant ist Bischof Dr. Michael Gerber. An Ostermontag lädt Weihbischof und Domdechant Prof. Dr. Karlheinz Diez ebenfalls um 10 Uhr zu einem festlichen Pontifikalamt in den Fuldaer Dom ein.
Die Feier der Osternacht ist der Höhepunkt des liturgischen Jahres in der katholischen Kirche. Sie beginnt oft schon nach Einbruch der Dunkelheit am Karsamstag oder am frühen Morgen vor Sonnenaufgang am Ostersonntag. Die Feier besteht aus vier Teilen: Lichtfeier, Wortgottesdienst, Tauffeier und Eucharistie. Mit dem Entzünden der Osterkerze wird die Auferstehung Jesu symbolisiert und die Dunkelheit der Sünde und des Todes überwunden. Die Osternacht ist eine Feier der Erneuerung und des Neubeginns, in der die Gläubigen an die Auferstehung Jesu und die Hoffnung auf ewiges Leben erinnert werden.
Alle Bilder: Bistum Fulda / Marzena Seidel
Pressestelle Bistum Fulda
36001 Fulda / Postfach 11 53
Telefon: 0661 / 87-355 / Telefax: 87-568
Bistum Fulda
Bischöfliches Generalvikariat
Paulustor 5
36037 Fulda
Postfach 11 53
36001 Fulda
Telefon: 0661 / 87-0
Telefax: 0661 / 87-578
Bistum Fulda
Bischöfliches Generalvikariat
Paulustor 5
36037 Fulda
Postfach 11 53
36001 Fulda
Telefon: 0661 / 87-0
Telefax: 0661 / 87-578
© Bistum Fulda